Teil 2: Was ich von meiner Reise gelernt habe
Barcelona, Katalonien
Mitte Februar habe ich mich nach fast zehn Monaten, außer kleinen Trips im Sommer 2020 als wir alle dachten Corona wäre schon vorbei, wieder auf die Reise gemacht. Eigentlich sollte es nur ein Monat sein, geworden sind daraus vier. Drei Monate im andalusischen Retreat Center „Suryalila“, ein Monat in Barcelona und eine Woche Yoga zum Abschluss in der Toskana. Was ich dabei gelernt habe, möchte ich mit euch teilen.
Lass dein Ego zuhause
Nach dieser ganz speziellen Zeit in „Suryalila“ ging es für mich nach Barcelona. Dort hatte ich ein weiteres viertägiges Yoga-Retreat mit meiner Schwester Eva geplant, geleitet von Juliette van der Weijde. Sie ist Holländerin, lebt in Berlin, war aber auch wie ich als kleiner „Gypsy“ in Spanien unterwegs. Ich habe mit ihr in Andalusien für ein paar Wochen ein Haus geteilt und wir sind Freunde geworden. Die große, durchtrainierte Blondine ist eine wahre Erscheinung, sie ist eine Backbending (Rückbeugen) Expertin und unterrichtet Yoga und Breathwork überall auf der Welt. Auf den ersten Blick mag sie vielleicht für manche einschüchternd wirken, aber das ist nur die Projektion der eigenen Unzulänglichkeit. Mich hat sie vom ersten Moment durch ihr selbstsicheres Auftreten und ihre positive Ausstrahlung beeindruckt. Durch unser Kennenlernen ist mir wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich (vor allem Frauen) gegenseitig zu unterstützen und zu ermutigen, den eigenen Weg zu gehen und sich für das eigene Business von anderen, erfolgreichen Menschen inspirieren zu lassen. Anstatt bei Frauen wie Juliette in Neidgedanken zu verfallen, sollte man sich besser sagen: „Hey, wie schön, jemanden zu kennen, zu dem man ein bisschen aufschauen kann, der einem weiterbringt und von dem man noch so viel lernen kann.“
Cherish the good times, find gratitude in its ending
Mein Abschied aus Suryalila war, vor allem ein paar Tage davor, sehr emotional. Als andere abreisten, musste ich weinen und habe starke Gefühle in mir gespürt. Sandra und Detlev, meine Freunde und Kunden aus Deutschland, haben mit mir eine kleine schamanische Zeremonie zur Manifestation meiner Wünsche abgehalten. Mit meinem schwedischen Freund Olov habe ich Amaretto im Pool getrunken, eine Eco-Shower unter freiem Himmel in der Sonne genossen und von Freunden ein paar kleine Geschenke bekommen. Meinen letzten Abend habe ich dann mit meiner „Sury-Familie“ in unserem Haus bei Wein und Co. und mit den Katzen verbracht. Am nächsten Tag in der Früh bin ich von Sevilla mit dem Schnellzug (AVE) in fünfeinhalb Stunden direkt nach Barcelona gefahren. Am Bahnsteig hatte ich das Gefühl, Teil einer etwas anderen Welt gewesen zu sein. Natürlich war alles real, ich habe es ja erlebt, aber es war auch eine besondere Zeit, die so nicht mehr wieder kommen wird. In solchen Momenten werde ich immer etwas wehmütig, aber ich mag dieses Gefühl. Es zeigt mir, dass es mir etwas bedeutet hat. Ich werde Suryalila vermissen, diese unendliche Weite, der Blick von oben über eine Landschaft oder das Meer, das liebe ich. Das Gefühl von Freiheit, Ruhe und Klarheit. Hier habe ich nicht nur einen Teil von mir selbst, sondern auch Freunde fürs Leben gefunden. Liebe, Lebendigkeit, Müdigkeit und Geborgenheit gespürt. Ich habe viel gegeben und bekommen. Alles, was man ausstrahlt, bekommt man irgendwann zurück.
Eva, Christina, Barcelona
Es war aber auch an der Zeit zu gehen. Ein neues Kapitel und gute Freunde aus der Heimat warteten bereits auf mich. In Barcelona habe ich die ersten Tage mit meiner Schwester und zwei guten Freundinnen verbracht. Tapas essen, Cava trinken, Sonne tanken – was will man mehr?! Die Stadt ist natürlich ganz anders, lebendiger, lauter, anstrengender. Eigentlich nicht so mein Ding, aber in Barcelona gibt es auch genug Fleckchen (wie die vielen umliegenden Strände), um sich zu erholen. Nachdem Eva und ich dann die nächsten drei Wochen allein waren, habe ich auch festgestellt, wie sehr ich wieder gesünder leben wollte. Die vorherigen Monate waren intensiv, sowohl mental als auch körperlich und mein Körper brauchte jetzt stärkende Lebensmittel, mehr Sport und Schlaf. Die berühmte Balance, so ist das im Leben. Sie kommt und geht. Gefühle kommen und gehen. Menschen kommen und gehen. Nichts ist für die Ewigkeit und alles was zählt, ist der gegenwärtige Augenblick. Was bleibt sind die Erinnerungen, Freunde, die tiefe Verbundenheit zu einem Ort oder Menschen.
Die Wochen mit Eva waren schön und herausfordernd zugleich. Wieder mit jemandem unterwegs zu sein, der dich so gut kennt. Der alles von dir weiß, und doch für eine längere Zeit physisch kein Teil deiner bisherigen Reise war. Wir sind uns so ähnlich und doch so verschieden. Wir halten uns gegenseitig immer wieder den Spiegel vor und zeigen uns, wo unsere Schwachpunkte liegen. Das ist anstrengend, gehört aber wohl zum persönlichen Wachstum dazu. Ich muss lernen, klarer und deutlicher auszudrücken, was ich will. Dadurch, dass ich oft allein unterwegs bin und viel Freiraum brauche, finden viele Gespräche und Entscheidungen bereits in meinem Kopf statt. Ich mache viele Dinge mit mir selbst aus, ohne sie danach zu kommunizieren. Das ist für andere nicht immer leicht. Aber Eva und ich sind so stark miteinander verbunden, uns kann so schnell nichts auseinanderbringen. Ich habe gelernt, dass wir „anders“ sind und uns anscheinend außerhalb „der Norm“ bewegen. Aber was ist schon „anders“ und „normal“? Ich mag diese Wörter nicht. „Normal“ und „anders“ sind nicht klar zu definieren. Nur weil es alle machen, ist etwas nicht „normal“. Und nur weil du es machst, ist es nicht zwingend „anders“.
Gönnen können
Egal was man macht, es wird immer Menschen geben, die dich kritisieren. Wenn du eine 33-jährige Single-Frau bist, allein durch die Welt reist und keine Kinder hast, musst du dir Fragen anhören. Warum du noch Single bist, ob du keinen Mann haben willst, warum du noch keine Kinder hast. Bist du verheiratet und hast noch keine Kinder, musst du dir das mit den Kindern auch anhören und dazu noch, ob du deinen Mann so lange allein lassen kannst, ob er schon verhungert ist oder wann du denn endlich wieder zurückkommst. Meistens sind diese Fragen in „lustig-gemeinte“ Kommentare verpackt. Aber in Wirklichkeit ist das einfach nur übergriffig. Warum müssen Menschen uns kategorisieren, einen Stempel aufdrücken oder in eine Rolle drängen? Weil sie sich dann in ihrem eigenen Leben sicher und bestätigt fühlen und sich nicht hinterfragen müssen. Alles was außerhalb dem liegt, wie die Mehrheit unserer Gesellschaft lebt, können viele nicht verstehen. Müssen wir auch nicht. Ich verstehe auch viele Dinge nicht, die andere Menschen tun oder nicht tun. Aber es ist nicht meine Aufgabe, das Leben anderer zu bewerten, um mich dadurch besser zu fühlen. Noch immer sind veraltete Geschlechterstereotypen in unseren Köpfen verankert und wir merken es nicht einmal. Wir müssen uns nur überlegen, ob wir diese ganzen Fragen auch einem Mann stellen würden. Wir müssen nicht nur schwarz oder weiß denken. Wir können stark und weich, unabhängig und gebunden, frei und sicher sein. Denn das Leben ist so viel schöner und bunter, wenn wir so sein können, wie wir sind. Am Ende zählt sowieso nur, dass du dein Leben so lebst, wie du es für richtig hältst. Denn du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Leben und leben lassen und ein bisschen mehr gönnen können, das wünsche ich mir!